Am Steinbruch wurde seit dem 19. Jahrhundert Granit abgebaut. Seine „Hochzeiten“ erlebte der Steinbruchbetrieb, geleitet von Anton Wittenhofer, Ende der 1920er Jahre: Für die Herstellung von Schotter, Sand und Riesel für Beton wurden bis zu 300 Steinbrucharbeiter beschäftigt. Die Arbeiter siedelten sich mit ihren Familien rund um den Steinbruch an. Das Steinbruchunternehmen musste jedoch 1930 Konkurs anmelden und wurde von Baron Leopold Popper-Podhragy übernommen. Nach dem „Anschluss“ 1938 befand sich Leopold Popper-Podhragy im englischen Exil, er galt als Halbjude.
1941 wurde der Steinbruchbetrieb von Franz Geisler aus Zellerndorf gepachtet. Nachdem ein Großteil der Arbeiter zum Kriegsdienst eingezogen worden war, wurden zivile Zwangsarbeiter*innen aus der Ukraine und aus Polen, und später sowjetische Kriegsgefangene am Steinbruch zur Zwangsarbeit eingesetzt.
Ab November 1944 wurden zudem 29 Jüdinnen und Juden aus Ungarn und der Wojwodina zum Steinbruch gebracht und mussten, soferne arbeitsfähig, schwerste körperliche Arbeit am Steinbruch leisten. Am 8. Mai 1945 wurden sie von der Rote Armee befreit.
1946 wurde der Steinbruchbetrieb von der Firma Hattey gepachtet und die Arbeit mit 50 Arbeitern wieder aufgenommen. Allerdings wurde der Betrieb 1950 stillgelegt, nachdem Leopold Popper-Podhragy die Weitergabe des Pachtrechtes eingeklagt und von der Rückstellungskommission Recht bekommen hatte. Eine Weiterführung des Betriebes kam nicht zustande.
Durch eine Versprengung war in den Nachkriegsjahren am Gelände ein Teich entstanden, der vor allem von jungen Leuten aus der Umgebung zum Baden genutzt wurde. Das von der Natur zurückeroberte Steinbruchgelände wurde zum Erholungs- und Abenteuerort.
In den 1980er Jahren betrieb die Firma Weingartner als Pächter der Gemeinde Pulkau noch kurze Zeit den Granitabbau. Danach wurde und wird der Steinbruch für kulturelle Veranstaltungen und als Treffpunkt für Jugendliche genutzt.
Die Geschichte der Zwangsarbeit am Steinbruch wurde nicht in das lokale Gedächtnis aufgenommen. 2006 erschien ein Buch der Künstlerin Maria Theresia Litschauer, das die Geschichte der jüdischen Zwangsarbeit rekonstruierte. 2022 beschäftigte sich das Team des Projektes „Spurenlesbar machen“ nicht nur mit der Geschichte der Zwangsarbeit, sondern mit der gesamten „Biografie“ des Ortes. In einer Verbindung von künstlerischen, partizipativen sowie wissenschaftlichen Formen und Methoden wurde versucht, diesen Ort lesbar zu machen.
VERANSTALTUNGEN
- Begehung zum Projekt SPUREN LESBAR MACHEN
- Abschlussveranstaltung
- Erstes Treffen der Geschichtswerkstatt
- Rückblick – Projektpräsentation Pulkau
- Einladung zur Geschichtswerkstatt Pulkau
Geschichtswerkstatt Pulkau
- Geschichtewerkstatt Pulkau – Schulprojekt
- Granitsteinbruch Roggendorf: Sammeln wir gemeinsam Geschichten
- Erstes Treffen der Geschichtswerkstatt
- Einladung zur Geschichtswerkstatt Pulkau
Künstlerische Projekte
Dokumentarisches
PRESSE
- NS-Lager: Spuren lesbar machen
- Projekt gestartet: Erinnerungen an NS-Lager bei Pulkau
- Erinnerungskultur soll anders werden